Naschen für das Wohlbefinden?

Kürzlich vermeldetete das Portal „Welt Online“ einen neuen Trend, der auch auf der Internationalen Süßwarenmesse (ISM) 2008 vorgestellt wurde: Wellness-Süßigkeiten. Ja, so etwas gibt es wirklich.

Was schon auf den ersten Blick sauer aufstößt: die „Welt“ spricht von einem neuen Industrietrend. Dass sie Recht hat, wissen Wellness-Anhänger schon lange, denn „Wellness“ an sich ist oft keine Frage von Gesundheit und Wohlbefinden mehr. Vielmehr geht es leider vielen Produzenten darum, wie und womit am schnellsten Geld verdient werden kann. Ein neuer „Trend“, um den thematisch sensibilisierten Verbrauchern das Geld aus der Tasche zu ziehen, sind eben nach Wellness-Joghurt und Co. die Wellness-Süßwaren.

Naschen soll, so die Hersteller, eine gesunde Komponente bekommen. Der Trend dieses so genannten Functional Food ist nicht so neu, aber die Süßwaren sind davon erst seit kurzem explizit betroffen. Der Begriff kommt aus Japan, wo er Anfang der 90-er als „Foshu“ (Food for specific health use) den Markt eroberte. Aber auch in Deutschland gab es früh erste Produkte, die einem spezifischen Gesundheitsnutzen dienen sollten. Ovomaltine ist zum Beispiel ein solches Lebensmittel. Es folgten viele Jahre später, mit Bakterien angereicherte, Joghurts und Omega-3-Brot. Die Süßwarenhersteller möchten natürlich auch ein Stück vom großen Kuchen der Wellness-Massen-Bewegung, denn gerade in dieser Zeit entflammt ein neues Gesundheitsbewusstsein, das viele sich gerne etwas kosten lassen. Schlechte Ernährung ergibt schlechtes Gewissen. Wie schön, wenn man sich dann abends vor dem Fernseher etwas „Gutes“ tun kann. Die Gewissensbisse sind passé und es schmeckt sogar. Sehr praktisch für die „Generation Couch“.

Was kann man denn so naschen, um „gesund“ zu werden?
Die Palette ist groß: Neben den schon länger beliebten Bio-Produkten gibt es Schokolade mit Inhaltsstoffen, die gegen freie Radikale schützen und bald wird es auch eine probiotische Sorte geben. Wie nützlich: mit dem Schokoladengenuss kann ein Jeder seine Darmflora schützen. Auch die Gummibärchen hat es erwischt: sie müssen neuerdings Kalzium mit in die Tüte nehmen, für gesunde Zähne. Gut, das kennt man schon von Kaugummis. Darum hat sich ein bekannter Kaugummiproduzent auch etwas ganz Neues, Spektakuläres ausgedacht: Ein Kaugummi, der Entspannung erzeugt und gleichzeitig die Konzentrationsfähigkeit steigert. Ob das mit der Entspannung wirklich beim Verbraucher funktioniert, ist mehr als fraglich. Aber die Hersteller dürften wirklich sehr entspannt sein, denn natürlich sind die Produkte viel teurer, als schnöde Lebensmittel, ohne Zusatzfunktion. Wer Geld sparen möchte, sollte besser auf eine gesunde Ernährung achten. Denn „Wellness-Food“ muss nicht teuer sein, wenn man sich auf herkömmliche Lebensmittel rückbesinnt.